Der Mythos des Ödipus ist die Geschichte eines Opfers. Und eines Detektivs, der im Verlauf seiner Ermittlungen nach und nach herausfinden muss, dass er selbst zum Täter wurde. Sophokles’ Dichtung ist Krimi, Familiendrama und berückendes Sprachkunstwerk zugleich.
Die Thebanische Trilogie, also die Tragödien König Ödipus, Ödipus auf Kolonos und Antigone, erwies sich als bahnbrechend für Theater- wie Literaturgeschichte. Sie erzählt auf luzide und immer wieder neu zu entdeckende Weise von einer Gesellschaft, die nur dann frei sein kann, wenn sie sich mit ihrer Geschichte, ihren Brüchen, Narben, Leidenschaften und Verbrechen, auseinandersetzt. Und von Menschen, die mit der scheinbar göttlichen Ordnung in Konflikt geraten, aber bereit sind, sich für ihre Überzeugungen zu opfern — dem Schicksal zum Trotze.
Frank Hoffmann wird in einem Bühnenbild des gefeierten bildenden Künstlers Ben Willikens und mit einem fabelhaften Ensemble die so verstörende wie spannende Geschichte der Labdakiden an einem Theaterabend erzählen. Mehr als 2500 Jahre nach der Uraufführung verknüpft die Spielfassung von Florian Hirsch drei Tragödien des Sophokles zu einem offenen, fließenden Text über Mythos und Gegenwart, Staat und Individuum, Macht und Ohnmacht.