Kasimir und Karoline
ÖDÖN VON HORVÁTH
Zyklus Welten im Umbruch
Nachgespräch am 07.03.2024
In Ödön von Horváths „Volksstück“ fliegt ein Zeppelin am wolkenlosen Himmel. Er ist ein Symbol des Fortschritts und der grenzenlos weiten Welt. Darunter, in München, wird das Oktoberfest gefeiert.
Während allgemein ausgelassene Fröhlichkeit, Optimismus und Lebensfreude herrschen, stehen die Sterne für das Liebespaar Kasimir und Karoline ungünstig: Kasimir hat seine Arbeit als Chauffeur verloren. Und weil bei ihm Statusverlust und existentielle Krise zusammenfallen, schaut sich Karoline nach einem anderen um. Im wilden Strudel des Volksfests, berauscht von Alkohol und dem Drang, etwas zu erleben, scheitern beide an ihren Erwartungen.
Kasimir und Karoline ist in der von Armut und Wirtschaftskrise geprägten Zeit der späten Weimarer Republik angesiedelt. Das Oktoberfest wird für seine BesucherInnen aus den verschiedensten sozialen Klassen zum Tanz auf dem Vulkan. Aber in der Liebe gelten klare Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse, und so kann auf die Hoffnung nach gesellschaftlichem Aufstieg mit dem richtigen Partner schnell ein kolossaler Absturz folgen.
Moritz Franz Beichl inszeniert Horváths Klassiker in einer Koproduktion mit dem Landes-theater Niederösterreich – mit einem luxemburgisch-österreichischen Ensemble und Team – als melancholisch-poetisches Sittenbild über zwei, deren Umstände sie immer weiter vom gemeinsamen Glück abbringen.